Aufzuchtzeit in meiner Zuchtstätte "von Meland"
1. Die Mutterhündin wirft ihre Welpen in einer großen Wurfkiste mit Rotlicht, Umlaufrand und Decken. Die Kiste steht in meinem Schlafzimmer neben dem Bett. Nun kann ich die Welpen mehrmals am Tag aufnehmen, ansehen, streicheln und wieder absetzen. Sollte es zu Unregelmäßigkeiten gleich welcher Art kommen, kann ich diese sofort erkennen und entsprechend eingreifen. Das Rotlicht bleibt den Welpen während der gesamten Aufzucht erhalten.
2. Wenn die Welpen Ohren und Augen öffnen, erfahren sie schon äußere Reize wie Radio, Klatschen, Staubsauger etc. Sie müssen diesen unterschiedlichen Reizen ausgesetzt werden, damit sie im späteren Hundedasein eine Souveränität gegenüber den üblichen Alltagsgeräuschen entwickeln. Denn das, was für uns Menschen normal ist, ist es für einen kleinen Welpen noch lange nicht. Frühzeitig werden sie an verschiedene Böden und Untergründe gewöhnt. Korkboden, Fliesen, Teppich und auch die Metallplatte vor meinem Kaminofen sind ihnen dann "nachhaltig" bekannt. Sie laufen schon mal durch das Schlafzimmer ins Dunkle hinein oder ins Helle, oder ins Badezimmer etc. Gerne schlafen sie auch schon mal unter dem Klavier. Dieses gibt dann Töne und Geräusche von sich.
3. Selbst während der Säugens werden meine Kleinen nicht von Umweltgeräuschen abgeschirmt und Staubsauger, Radio und Fernseher etc. werden auch zu diesen Zeiten nicht vermieden. Zusätzlich werden sie durch das Haus getragen, in dem viele Dinge passieren. Dieses dient dem Zweck, die Welpen in entsprechenden Situationen und Umweltgeräuschen abzusichern und positiv in ihren Gehirnen zu verankern, damit sie in ihrem zukünftigen Leben nicht schreckhaft sind. Darüber hinaus sollte die Mutterhündin selbst eine nerven- und wesensfeste Hündin (Mutter) sein. Nur dann kann sie Ruhe und Gelassenheit an ihre Welpen ausstrahlen und ist ihrer Aufgabe als Mutter gewachsen. Dieses ist sehr entscheidend für die Welpenaufzucht.
4. Mit 4 Wochen wechseln die Welpen mit ihrer Mutter in eine sehr geräumige und durch Rotlicht erwärmte Höhle, die sich im Hundespielbereich direkt neben meinem Wohnbereich befindet. Die Kleinen erkunden selbständig ihren neuen Lebensbereich. So können und dürfen die Kleinen spielerisch ihre Umwelt und soziales Verhalten ohne menschliches Eingreifen trainieren.
Der Spielbereich wird den Ansprüchen der Welpen angepasst, wie z.B. große und kleinere Bälle, Bällebad, Spieltunnel, Spielhaus, Taue für Zerrspiele, Stofftiere. Ansonsten dürfen sie sich wie Hunde fühlen, die von niemandem in ihrer persönlichen Entwicklung eingeschränkt werden. Dieses ermöglicht ihnen, zu robusten, selbständigen, unerschrockenen, offenen sozialen Welpen heranzuwachsen. Bei guter Witterung können sie uneingeschränkt durch den Garten stromern und erfahren auch hier durch den Menschen keine Einschränkung und haben viele Freiheiten. Mein Hunderudel übernimmt gemeinsam mit der Hundemutter die Erziehung.
Während ihrer täglichen Aufenthalte im Haus ermögliche ich ihnen das normale Familienleben. Hier lernen sie schon erste einfache Regeln für das spätere Zusammenleben mit ihrer neuen Familie.
5. Nachdem die Welpen geimpft wurden, erkunden wir zusammen die große weite Welt. So wird zum ersten Mal Auto gefahren, in medialen Märkten Fernsehen geguckt, in Baumärkten der Kreissäge zugeschaut und anschließend mit dem Einkauf zusammen Kassenband gefahren. Und im Tierfutterfachgeschäft sind von fliegenden, schwimmenden, grunzenden und umher zappelnden Vertretern dieser Welt viele neue Eindrücke zu verarbeiten. Mir ist es ganz wichtig, dass sie diese neuen und fremden Eindrücke mit mir erfahren, um gut geprägt in ihre zukünftigen Familien gehen zu können.
6. Ich würde mir wünschen, dass die Welpen in ihrem weiteren Leben diese Freiheiten behalten und sie von ihren Menschen möglichst wenig eingeschränkt werden. Ich denke, dass man dann sehr zufriedene und selbstsichere Beardies bekommt. Genauso wichtig ist es aus meiner Sicht, dass sie jeden Tag auch Zeit für sich selbst bekommen (z. B. freilaufend im Garten). Ohne Menschen, in der sie dann mit sich selbst sein können. Dann können sie Hunde sein mit all ihren Empfindungen und Träumen.
Meine drei Damen sind so aufgezogen, aufgewachsen und dürfen nach diesem Motto leben. Keine von ihnen ist schreckhaft, ängstlich und menschenscheu. Ganz im Gegenteil.
Sie lieben mich und ich liebe meine Beardies. Sie sind menschenbezogen und lieben es, im Kreise der Familie zu sein.
Entscheidend für selbstsichere, offene und zufriedene Welpen ist der Züchter mit seiner Fachkenntnis, der in allen Entwicklungsmomenten wichtige Reize gibt und setzt, um das Aufwachsen der Welpen positiv zu beeinflussen. Nach diesem Motto züchte ich meine Beardies.
Siehe hierzu auch mein Interview in der Zeitschrift 'Futterpost' vom April 2017.